Sonntag, 23. August 2015

Stempel sagen mehr als tausend Worte. Bild Nr. 240. Es sollen 300 Bilder werden, rein quantitativ ist das ab sofort kein Problem mehr. Ich könnte ab sofort jede Menge Bilder im Schnellverfahren stempeln. Ich könnte mir Regeln aufstellen: Kein Bild darf in der reinen Produktionszeit mehr als 300 Sekunden Zeit in Anspruch nehmen. Ich könnte auch eine Regel erstellen, dass auf einem Bild jeweils 300 Stempelabdrücke zu sehen sein sollen. Ich könnte in einem weiteren Schritt hinterfragen, weshalb ich den Wunsch habe, diese Regeln zu erstellen. Ich könnte elegisch werden und bedauern, dass mit der erstellten Regel so viele andere ästhetischen Möglichkeiten verloren gingen. Auch das Schöne muss sterben. Ich könnte am Atlantikstrand entlanggehen und Schillers Gedicht 'Nänie' auswendig lernen, was ich einmal getan habe, als ich noch Student der Germanistik in Berlin an der Humboldt-Universität war. Eines der schönsten Gedichte deutscher Lyrik im Urlaub auswendig zu lernen empfand ich damals - und empfinde es auch heute noch - als eine sehr befriedigende Genugtuung innerlicher Strebsamkeit nach sinnvoller Schönheit. Warum nahm ich mir derartiges vor? Ein Regelwerk, das glücklich macht? Ich könnte wiederum in weiteren Schritten hinterfragen, wieviele nicht auferlegte Regeln klanglos den Orkus hinabgefahren sind, Regeln, die den Menschen Glück gebracht hätten, aber Regeln, von denen nie jemals jemand etwas erahnt hat. Die größte Elegie schließlich wäre anzustimmen, wenn man erführe, dass die schönsten Schönheiten ohne ein Reglwerk entstanden. Man erahnt von dieser Gegenregel manchmal etwas, wenn man Künstlerinnen und Künstler danach befragt, was sie sich denn dabei gedacht hätten oder wie sie auf diese oder jene Idee gekommen seien. Welcher Regel folgt der Stadtgeburtstag? Das Marketing sagt: Wir drücken der Stadt unseren Stempel auf. Da!
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